Der 9.6. ist ein Meilenstein in der 74-jährigen Geschichte der “Pforzheimer Zeitung”. Diese eine Ausgabe wird es nie in gedruckter Form geben – für immer nur online.
Durch eine technische Störung an der Rotationsmaschine konnte in der Nacht von Donnerstag zu Freitag nicht gedruckt werden. Die Techniker waren zwar rasch vor Ort, aber die Reparatur dauerte einige Zeit, sodass das Zeitfenster für den Druck schon vorbei war.
Bis dato konnten Störungen immer rechtzeitig behoben werden. Erst am Vormittag und nach sukzessivem Austausch der defekten Teile konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Der Fehler war komplex und gar nicht in der Mechanik versteckt, sondern ein elektrischer Fehler:
“Im Moment wird vermutet, dass durch Überspannung einige Teile in Mitleidenschaft gezogen wurden”, erklärt der Technische Leiter Joachim Kohlbach, der seit Donnerstagabend durcharbeitet. Unter anderem mehrere Einträge im Maschinenlogbuch wiesen auf eine Überspannung hin. “Dies muss aber noch genauer erforscht werden”, so Kohlbach weiter. Die Ursachenforschung läuft also noch.
Die Telefonhotline ist ständig am Erklären des Problems und beruhigt die Abonnenten, dass die morgige Ausgabe wie gewohnt wieder da sein wird.
Da die Zeitung aber schon seit einiger Zeit auch eine digitale Web-App hat, mit der die Abonnenten Ihr Blatt digital abrufen können, konnte der Schaden begrenzt werden. Für alle anderen wurde inzwischen auch ein generischer Benutzer angelegt, mit dem jeder das Blatt lesen kann. Dies steht auch auf der Homepage des Blattes.
Lessons learned:
Aus meiner Sicht wurde (wahrscheinlich) alles richtig gemacht.
- Die Hotline wurde informiert, die besorgte Anrufer mit den nötigen Infos versorgt hat.
- Eine App existiert und der Zugang wurde temporär für alle geöffnet
- Die Zeitung hat noch am Vormittag den Druck mit einer Beilagenzeitung getestet
- Sie sind aktiv auf der Homepage in die Kommunikation gegangen
Manche Dinge kann man nicht verhindern, so wie diesen Ausfall. Aber man kann danach alles richtig machen. Das scheint hier passiert zu sein – Gratulation!
Ob es dafür einen dokumentierten Notfallplan gibt, weiß ich nicht. Aber es wäre jetzt gut die gelernten Lektionen und vielleicht kurzfristig richtig getroffenen Entscheidungen in einen solchen Notfallplan aufzunehmen.
Genau das ist die Reflektions-Schleife nach jedem Vorfall (und jeder Übung), die den Notfallplan immer laufend verbessert.
Thomas Laszlo ist DER Experte für Notfallpläne. Schon seit Beginn seiner Karriere beschäftigt er sich mit dem Thema. Egal ob in der Hotellerie, als auch in der IT, wo er als IT-Leiter immer gleichzeitig Krisenmanager war. Seit 2019 begleitet er Unternehmen bei der Erstellung eigener Notfallpläne. Er ist Vortragender zum Thema Business Continuity bei diversen Wirtschaftsverbänden und IT-Kongressen.