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Nur Stunden später wäre das Bersten des Tanks im Radisson Hotel eine unvorstellbare Tragödie geworden. Täglich ab 10 Uhr vormittags sind dort dutzende Menschen um sich den faszinierenden Wassertank mit den darin lebenden seltenen Fischen in der Mitte der Hotellobby anzusehen. Nur Grüppchenweise kann man in die in der Mitte durchführenden, gläsernen Fahrstühle eintreten, um dann in einer zehn Minuten währenden Fahrt die Fische zu beobachten. 

Um kurz vor 6 Uhr m 16.12.2022 ertönt ein lautes Knacken und kurz danach birst mit einem lauten Knall der gesamte Tank. Die Wassermassen bahnen sich samt der Möbel der Lobby den Weg bis auf die Straße. Glücklicherweise wurden nur 2 Menschen dabei durch Splitter des Acrylglases verletzt.

Das Hotel musste evakuiert werden und bleibt jetzt klarerweise für einige Wochen geschlossen. Die Gäste, die zu dem Zeitpunkt im Hotel waren, müssen wo anders untergebracht werden. Sie haben “Glück im Unglück”: Ihre Habseligkeiten dürfen Sie nach ersten Absicherungsarbeiten wohl wieder haben und werden sie auch benutzen können- anders als bei einem Vollbrand, wo alles verbrannt ist oder nach Rauch stinkt.

Diese Attraktion ist natürlich etwas Besonderes und birgt eigene Risiken, für die das Hotel Radisson hoffentlich auch einen Notfallplan parat hat. Hotels sind üblicherweise zumindest für Brände gut vorbereitet. Deshalb hat die Evakuierung der Gäste und des Personals auch gut funktioniert.

Lessons learned:

Folgende Punkte würde ich in einem Notfallplan zusätzlich abdecken:

  • Explodieren des Tanks (was ja passiert ist)
    • Evakuierung
    • Sperre des Hotels
    • Alternative Unterbringung aktueller Gäste
    • Umbuchen zukünftiger Gäste
    • Kommunikationsplan
  • Undichtheit des Tanks
    • neben den Dingen, die auch zu den obigen führen können:
    • Absprerrung
    • Trockenlegung
    • Reparatur
  • Sprünge im Tank
    • wie bei Undichtheit wahrscheinlich
  • Demonstrationen im und vor dem Hotel für/wegen der Fische/des Wassers/…
    • Polizei-Einsatz
    • Kommunikation ist hier extrem wichtig. Bei den “Umweltaktivisten” wird das Hotel im Kreuzfeuer stehen.
  • Fischsterben
    • Abdecken (ist das für die Fische ok, oder verschlimmert das die Situation?)
    • Zugang sperren
    • Kommunikation ist hier auch wichtig, weil die “Umweltaktivisten” gleich gegen das Hotel arbeiten werden
  • Wasserverunreinigung
    • wie bei Fischsterben wahrscheinlich
  • Defekt der technischen Anlagen (Pumpen, Filter, Fütterung,…)
    • Wie hält man die Fische am Leben?
    • Kommunikation ist hier auch wichtig, weil die “Umweltaktivisten” gleich gegen das Hotel arbeiten werden
  • Sabotage
    • Wahrscheinlich als Auswirkung: Fischsterben oder Wasserverunreinigung – vielleicht auch Bemalen/Besprayen des Tanks
    • Polizei-Zusammenarbeit
    • Kommunikation ist hier auch wichtig, weil die Verursacher unter Umständen Nachahmer bekommen werden
  • Plötzliche “Attraktivität”
    • Einschränken des Zugangs (durch Polizei oder eigene Security)
    • Kommunikation
  • Stromausfall
    • Bedingt wahrscheinlich ähnliches Szenario wie Defekt der technischen Anlagen
  • Brand
    • Was passiert mit den Fischen bei kompletter oder Teil-Zerstörung des Hotels
  • Umgang mit Besuchern
    • In einem Hotel ist die Sicherheit der Gäste ein wichtiges Element. Personen, die quasi jederzeit ins Hotel können und theoretisch auch immer in andere Bereiche des Hotels vordringen können ohne wirklich Zutritt zu haben, stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Zwar kann man Zutritt zu den anderen Liften und Stockwerken mit Zimmer-Karten regeln, aber “Trittbrett-Fahrer” im Lift mit Gästen stellt immer ein Risiko dar. Je mehr “unbekannte” Fremde im Haus sind, desto leichter kann sich ein Täter in der “Masse” verstecken.
    • Sicherheitsdienst

Man sieht also: Es kommen viele Punkte in einem Notfallplan dazu! Das Personal muss darauf eingeschult werden, damit schon vorher klar ist, was genau zu tun ist und wie sie mit Gästen und Besuchern umgehen.

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt: Unter dem Hotel, im 3. Untergeschoß befindet sich ein Museum!
„Noch immer läuft Wasser nach“, sagt Gordon Godin, Drektor des DDR-Museums. 30 Prozent der Ausstellungsflächen sind zerstört. Godin rechnet damit, dass das DDR-Museum bis Ende Februar geschlossen bleiben muss. Also auch hier: ein Notfallplan muss existieren um auch das abzudecken! Hier gehts zum vollen Artikel des Berliner Kurier: https://www.berliner-kurier.de/berlin/aquarium-aquadom-geplatzt-das-ddr-museum-im-keller-des-gebaeudes-ist-massiv-betroffen-li.298498

(Bildrechte: IMAGO, Jochen Tack/Berliner Kurier)

Thomas Laszlo
Thomas Laszlo

Thomas Laszlo ist DER Experte für Notfallpläne. Schon seit Beginn seiner Karriere beschäftigt er sich mit dem Thema. Egal ob in der Hotellerie, als auch in der IT, wo er als IT-Leiter immer gleichzeitig Krisenmanager war. Seit 2019 begleitet er Unternehmen bei der Erstellung eigener Notfallpläne. Er ist Vortragender zum Thema Business Continuity bei diversen Wirtschaftsverbänden und IT-Kongressen.

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